Die Umweltdetektive der Naturfreundejugend

Nichts für Stubenhocker!

Umweltdetektive gestern und heute
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Wer den Umweltdetektiven auf die Spur kommen will, muss mit der Suche in der Geschäftsstelle der Naturfreundejugend Rheinland-Pfalz beginnen. Dort hat alles angefangen, über zwanzig Jahre ist das jetzt her.

„Anfang der 1990er-Jahre war praktische Umweltbildung für Kinder nicht selbstverständlich, jungen Menschen wurde meist nur Theorie aus Büchern eingetrichtert“, erinnert sich Markus Schey, der damalige Bildungsreferent der Naturfreundejugend Rheinland-Pfalz. „Das war früher noch alles ziemlich lahm und passiv. Wir wollten stattdessen, dass Kinder sich eher spielerisch mit der Natur beschäftigen. Kinder sollten selbst aktiv werden, die Natur unmittelbar und mit allen Sinnen erleben“, erklärt Markus die Idee der Umweltdetektive.

Bei einer NaturFreunde-Tagung traf er dann die Biologin und NaturFreundin Solveig Schmitz, die damals noch im Naturfreundehaus Vehrte (E 33) bei Osnabrück arbeitete. Ziemlich schnell war auch Solveig von der Idee begeistert. Die beiden fanden weitere Mitstreiter, entwickelten Konzepte, diskutierten Gliederungen und besprachen Texte und Grafiken. „Wir haben uns gut ergänzt und hatten immer viel Spaß“, erzählt Solveig. Mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gewann das kleine Team auch einen Förderer für die Anschubfinanzierung, so dass der erste sogenannte „Erlebnisbogen“ zum Thema Wald Anfang 1993 erscheinen konnte: für junge Umweltdetektive von 9 bis 13 Jahren.

Spaß hatten jetzt die Kinder, die als Umweltdetektive ihre unmittelbare Umgebung erforschten, mit einer guten Portion Neugierde, um „spannende Umweltabenteuer“ zu erleben. Tatsächlich musste man mit den Erlebnisbögen rausgehen, sie waren nichts für Stubenhocker, ganz im Gegenteil: Einen Umweltdetektivausweis bekam nur, wer sich wirklich aktiv mit den Fragen und Experimenten zu seiner Umwelt auseinandergesetzt hatte. Die Kinder sollten ihre Umwelt sinnlich erleben, einen emotionalen Zugang zur Natur erhalten und ganz nebenbei ihr Selbstbewusstsein stärken.

Dem „Wald“ folgten weitere Erlebnisbögen: Wasser, Klima und Wetter, die Wiese oder auch das Weltall wurden von den Umweltdetektiven unter die Lupe genommen. Die Idee der Erlebnisbögen wurde erweitert, Veranstaltungen und Freizeiten kamen dazu: Umweltdetektive waren jetzt dem „Frühling auf der Spur“ und erlebten „Bunte Abenteuer im Herbst“. Mittlerweile gibt es sogar ganze Forschersets wie die Wald-Erlebnis-Tasche oder das Mini-Wasserlabor, Aktionskarten, Blöcke mit Quizkarten, Handbücher, Arbeitshilfen und Faltblätter zu verschiedenen Themen. „Junior“, der erste Umweltdetektivbogen für Vorschulkinder, erschien dann im Jahr 2005.

Die vielen Materialien waren in erster Linie für die Umweltbildungsarbeit in den Ortsgruppen gedacht und sollten Ehrenamtlichen einen einfachen Einstieg in die Umweltpädagogik mit Kindern und Jugendlichen ermöglichen. Das Angebot wurde – und wird – gerne angenommen: Denn nach wie vor nutzen viele Naturfreundehäuser, Landesverbände und Ortsgruppen die Umweltdetektive in ihrer Kinder- und Jugendarbeit.
Im Naturfreundehaus Vehrte etwa gibt es immer noch Angebote für Bachuntersuchungen und Waldrallyes. Oder die Kinder-Umweltdetektive der Ortsgruppe Rastatt: Alle zwei Wochen treffen sie sich, um herauszufinden, warum der Himmel blau ist, ob man Gänseblümchen essen kann und wie eine Wolkenmaschine funktioniert.

Mit den Erlebnisbögen sollten aber auch die Profis bewegt werden: „Wir wollten die Lehrer mit den Erlebnisbögen ‚zwingen‘, mal raus zu gehen und, sagen wir mal, den Baum nicht nur theoretisch zu behandeln. Heute ist das ja längst selbstverständlich, aber damals war es das noch nicht“, erzählt Markus Schey.

Aus dem rheinland-pfälzischen Projekt wurde dann schnell eine bundesweite Kampagne der Naturfreundejugend. Tatsächlich haben sich die Umweltdetektive längst als das umweltpädagogische Aushängeschild der Naturfreundjugend Deutschlands etabliert.